Man will uns immer noch allen Ernstes verkaufen, dass dieser etwa 9,50-10 Meter hohe Granit-Menhir und einem Schätzgewicht von 150 Tonnen vom mindestens 4 km entfernten Ort auf Baumstämmen hergerollt wurde. Selbst wenn hier Schautafeln mit Schubkarrenbildchen stünden, würde der Normalotouri nix Verwerfliches dran finden. Auch nicht, wenn man Obelix zeigen würde, wie er lässig den Hinkelstein auf dem Rücken balanciert. Es handelt sich um den Menhir du Champ-Dolent, im Nordosten der Bretagne.
"Es sei darauf hingewiesen, dass dieser Granit nur mehr als eine dreiviertel Meile von der Stadt entfernt, am Mont-Dol gefunden wird, einem von Sümpfen umgebenen Hügel, der wahrscheinlich einst eine Insel war. Der Stein von Champ-Dolent ruht auf einem Quarzgestein, in dem er einige Meter tief versinkt. Mit welchem Mechanismus waren die Gallier, die unserer Meinung nach in den Künsten so wenig fortgeschritten sind, in der Lage, eine Masse von Granit zu transportieren, die vierzig Fuß lang und acht Fuß dick war? Wie haben sie ihn errichtet? "
… schreibt Stendhal, Memoiren eines Touristen, II, 1854, S. 50-51.
In der Mitte bauchig, weiter oben sieht der Menhir aus, als wäre er streifig abgezogen worden.
Der Menhir wurde an einem Punkt mit Blick auf den Sumpf von Dol auf etwa 30 Meter über dem Meeresspiegel an der Schnittstelle zwischen dem Bach Tertre Bintin (im Westen) und einem anderen unbenannten Bach (im Osten) aufgestellt. Es handelt sich um einen kegelförmigen Monolithen aus kleinkörnigem roten Granit, der an einem mehr als 4 km entfernten Standort abgebaut wurde. Das mit dem Sumpf, der Moorlandschaft und der Insel wird dem Besucher verschwiegen, da sonst die Baumstamm-Roll-Theorie ohnehin absaufen würde. Sollte er vom Mt. Dol kommen, liegt die Entfernung (Luftlinie) eher bei 6-8 km.
Narben und Beulen – Im Laufe der Jahrtausende hat der Menhir schon einiges aushalten müssen.
Der Menhir du Champ-Dolent wurde, wie so viele seiner "Kollegen", im 19. Jahrhundert auf seiner Spitze mit einem Kreuz geschändet. Hätte man ihn nicht geschändet, wäre es noch schlimmer gekommen und man hätte ihn im Zuge der Christianisierung zerstört. Offenbar wollte man sich hier die Arbeit sparen. Sein Basisumfang beträgt 7 Meter. Auf 2,50 Meter Höhe ist der Menhir "bauchiger" und umfasst sogar 8,70 Meter. Im unteren Bereich wirkt er schon fast quadratisch.
Am Fuße des Menhirs ragt ein kleinerer Stein aus dem Boden aus gänzlich anderem Hartgestein.
Laut überliefertem Volksglauben nimmt man an, dass der Menhir allmählich in die Erde versinken würde und dass am Tag seines Verschwindens die Stunde des Jüngsten Gerichts naht. In der Tat glaube ich, dass es unter der Erdoberfläche mehrere Meter weiter geht und hier diverse "Kulturschichten" (Ein selten dämlicher Begriff) für Stabilität sorgen.
Bohrungen, Inschriften, Beulen – an diesem Koloss hat sich schon manch einer abgearbeitet.
Champ Dolent bedeutet "Feld des Schmerzes". Denkbar, dass hier auch mal eine Schlacht stattgefunden hat. Eine andere Legende erinnert an zwei Brüder und ihre jeweiligen Armeen, die sich gegenseitig den Krieg erklärt hätten. Sie kämpften eine verheerende und blutige Schlacht in der Nähe von Dol-de-Bretagne, als plötzlich der Menhir aus dem Boden schoss, um sie zu trennen: Eine weitere Mär behauptet, dass der Stein vom Himmel fiel.
Möglicherweise steht der Menhir, der als einer der größten der Bretagne gilt, aber schon viel länger da. Vielleicht lange bevor dort überhaupt irgendwelche Schlachten ausgetragen wurde.
Menhir wurde im 19. Jahrhundert noch mit einem Kreuz auf der Spitze ausgestattet, zur christlichen Schändung.
Man vermutet, dass eine Steinverkeilung im Erdreich für die stabile Position des Menhirs verantwortlich ist, ein weiteres konstruktives Detail, das aus dem Boden ragt. Ursprünglich dachte man bei diesem sichtbaren Detail an einen Opferstein. Ich bin mir hier nicht sicher, ob diese Verkeilung tatsächlich so vorgesehen war. Mir erscheint er zu klein, außerdem ist er aus völlig anderem Material (basaltischer Dolerit) als der Menhir.
Teile einer komplexeren Anlage sind ja ohnehin im näheren Umfeld ausgegraben worden. Ob wir hier bereits alles gesehen haben oder ob man uns wirklich alles verrät, dürfte stark anzuzweifeln sein.