Ob Enten, die in gegenläufiger Richtung schwimmen oder Vögel im Flug – Die Petroglyphen des Dolmen von Mané-Lud sind nicht immer eindeutig zu interpretieren: "Zwölf klar festgelegte Zeichen, und zwei weitere weniger sicher, teilen sich eine etwa dreieckige Fläche auf der linken Seite der Stele. Fern von der Vertretung von Haustieren, die einen sozioökonomischen Status in der untersuchten Gesellschaft einnehmen, sind diese kopflosen Hörner unserer Meinung nach die einfachste Transkription von Vögeln im Flug. Wir fassen die Szene daher als einen Vogelschlag zusammen, vielleicht in einer dreieckigen Formation, mit einem Individuum, das zumindest an der rechten Spitze isoliert ist, während eine Serie am linken Rand mit der Spitze jedes Flügels ausgerichtet ist, der nur am Rand der Stele in einer anderen ihrer Abmessungen sichtbar ist."
Aus: Le Mané Lud en mouvement. Déroulé de signes dans un ouvrage néolithique de pierres dressées à Locmariaquer (Morbihan) von Serge Cassen; Quelle
Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich bei meinem Besuch in der Bretagne 2017 auf den Dolmen in direkter Umgebung von Wohngebäuden stieß. Zugegeben, ich wusste von seiner Existenz. Es gibt zahlreiche alte Postkarten, die man auf EBay ersteigern kann, die uns zeigen, dass dieser grandiose Fundort praktisch in einer Wohnsiedlung eingebettet ist. Und das schon seit vielen Jahren. Der Ort nennt sich Kerarno, ein kleiner Weiler in Morbihan.
Die Beschreibung in Kurzfassung: Am nordöstlichen Ende des Hügels befinden sich dieser Dolmen (vom Mainstream als Ganggrab bezeichnet) mit der Bezeichnung Mané Lud. Sein nach Südosten ausgerichteter Korridor ist 5 m lang und führt zu einer fast quadratischen Kammer von 3,50 m x 3 m und 1,80 m Höhe. Bemerkenswert ist seine Überdachung mit großen Granitplatten. Die als Krypta bezeichnete Kammer wird von einer Platte bedeckt. Sie ist gewaltige 8,50 m x 4,90 m groß und möglicherweise aus einem Menhir herausgearbeitet wurde.
Keinerlei Berührungsängste vor der Geschichte: Riesendolmen eingebettet im Wohngebiet
Dieser Dolmen beinhaltet an Kopf- und Seitenelementen zahlreiche Gravuren. Die siebte Stele (Ostseite) trägte zum Beispiel eine Gravur, die als Boot interpretiert wird. Auf den verschiedenen Stelen des Ganges und des Raumes befinden sich viele Beilagen, Stöcke, Abzeichen und sogar Darstellungen von fliegenden Vögeln. Einige Gravuren wurden als Darstellungen von Booten erkannt, deren vertikale Linien Ruder symbolisieren könnten. Es gibt viele Darstellungen von Schiffen in der Felskunst in Nordeuropa. Das plaktivste Symbol ist ein Walfisch auf der Kopfplatte.
Der Wal am Kopfende des Dolmen und gleichzeitig auf der breitesten Stele:
„Der Pottwal ist sehr gut restauriert, da der Kopf wirklich ein Drittel des Körpers einnimmt, was außergewöhnlich ist; die Zeichnung zeigt diese Verlängerung und den viereckigen Teil des Kopfes. Das Zusammentreffen der beiden Hauptachsen, die die Stele trennen, befindet sich etwa dort, wo das Auge des Tieres sein sollte, was kein Unfall sein darf. Die Schwanzflosse ist auch in Wahrheit bemerkenswert, da ihre natürliche Flexibilität in der Regel nur durch diesen "gefalteten" Zustand, im Profil gesehen, zeigt, wobei das Organ beim Tauchen unter seinem eigenen Gewicht heruntergeklappt wird; und soweit sich der Beobachter nie wirklich in der genauen Achse des tauchenden Tieres befindet, sondern auf einer seiner Seiten steht, ist diese Asymmetrie das perfekte Bild, das gegeben werden kann. Andererseits ist die Zeichnung des Atems ein offensichtlicher anatomischer Fehler in Bezug auf seine Platzierung auf dem Kopf. Der Schlot des Pottwals befindet sich tatsächlich weit vor dem Kopf, ganz am Ende, und man fragt sich, warum der Graveur diesen Fehler gemacht hat. Es ist wahr, dass der Atem von den beobachteten Phänomenen, selbst von einem Boot aus, am wenigsten lokalisierbar ist, da es sich nicht um einen Jet, sondern um ein Gas- und Flüssigkeitsgemisch handelt, das weit über den Körper des Tieres verteilt ist. Ein Tier, das schwer zu sehen und zu erreichen ist. Es ist daher nicht auszuschließen, dass der Graveur auf genau diesem Detail des Verhaltens des Pottwals das allgemeine Bild des Atems gesammelt hat, das sich auf die damals sichtbaren Wale bezieht.“
Aus: Le Mané Lud en mouvement. Déroulé de signes dans un ouvrage néolithique de pierres dressées à Locmariaquer (Morbihan) von Serge Cassen; Quelle
Hier recht dominant das häufig wiederkehrende Motiv der Hörner ohne Kopf oder Vogelschwingen im Flug. Hier zwei Belichtungseinstellungen, darunter die Stele mit den Kreuzen (leider nicht vollständig fotografiert, da kein Licht …)
Die Wissenschaft ist mal wieder felsenfest davon überzeugt: Der Dolmen Mané Lud in der Bretagne sei ein Bestattungsort der Jungsteinzeit. Wie hat sich diese Idee eingebürgert? Recht einfach – In den Jahren 1863 und 1911 wurden Ausgrabungen durchgeführt, bei denen zwei Gräber und Pferdeskelette freigelegt wurden.
René Galles, 1864 veröffentlichte damals bereits in den Mémoires de la Société polymathique du Morbihan sein Ansichten über die von ihm durchgeführten Ausgrabungen in Mané-Lud (hier ein paar Auszüge):
"Der Mané-Lud ist, wie wir wissen, ein sehr lang gestreckten künstlicher Hügel, 80 Meter lang und 50 Meter breit und bemerkenswert niedrig, nur 5,50 Meter hoch. Ich werde das Innere in der Reihenfolge meiner Ausgrabungen beschreiben, die am östlichen Ende des Grabhügels begannen. Auf 10 Metern treffe ich auf eine kurvenförmige Ausrichtung von 40 bis 50 Zentimeter hohen kleinen Menhiren, die in 4"/50, unterhalb der Spitze in den ausgetrockneten Bereichen, die das Grab bilden, versinken."
„Diese steinerne Tischdecke scheint den besonderen Zweck gehabt zu haben, den Ort zu bedecken, an dem bestimmte Bestattungspraktiken durchgeführt wurden, denn wir fanden zuerst 8 Meter von den inneren Menhiren entfernt einen Haufen Holzkohle, dann weiter, 12 Meter entfernt, eine Ansammlung von Tierknochen hoben.“
(Mein persönlicher Hinweis: So einfach funktioniert in der Archäologie ein Klassifizierung von Fundorten)
So sieht das Ganze von oben aus, die Oberseite des Dolmen.
Der damalige Archäologe äußerte sich anschließend zum Zustand des Fundortes insgesamt, was ich recht interessant fand:
"Genau von dem Ort aus, an dem wir diese Reste fanden, d. h. etwa zehn Meter vom Zentrum des Grabhügels entfernt, erhebt sich die Steinschicht, dann wölbt sie sich zu einer Muschel, um einen "Galgal" (Hinweis zur Bezeichnung Galgal: Galgal ist die Bezeichnung eines Ortes, aber auch die Bezeichnung eines Engels. Es bedeutet so viel wie ein Ort, an dem Engel erschienen sind. Und damit ist Galgal auch der Name für einen Ort der Engel und damit ein Engel, der an Orten erscheinen kann) zu bilden, der allen uns bekannten ähnlich ist, der aber als außergewöhnlicher Umstand hier von allen Seiten eingeschlossen ist, in dem riesigen Meeresschlammgrab, von dem er etwa die Mitte einnimmt."
Ausgeburt meiner Phantasie: Der Lichteinfall einer Lücke am Kopfende des Dolmen bzw. aus dem Blickwinkel des Besuchers offenbart einen Fisch, keinen Vogel … ;-)
Der Boden:
"Nach der Entleerung des teilweise mit Erde gefüllten Raumes konnten wir unter dem Erdboden eine unregelmäßige Pflasterung aus 5 bis 6 Zentimeter dicken flachen Steinen sehen, die mit einer cremigen Schicht rostiger Farbe überzogen war, in der wir bald die Reste eines Holzbodens erkannten, von denen einige ausreichend erhalten waren. Unter den Platten lag ein 5 Zentimeter dickes Erdreich auf dem natürlichen Boden und enthielt nichts Besonderes.“
Ein Holzboden? Offenbar das Zeichen dafür, dass dieser Ort vor einer Schlammflut bereits bewohnt und als Hausunterkunft mit Holz verkleidet war … ?!
Worüber kaum geredet wird: Es ist schwer vorstellbar denkbar, dass diese exorbitant große Bodenplatte bzw. flacher Felsen im Dolmen in der strandnahen Umgebung dort gelegen hat, bevor man auf die Idee kam, dort diesen Dolmen zu bauen.
"Kurz gesagt, was haben wir gefunden? Zunächst wurde eine felsige Plattform auf einer Fläche von mehr als 80 Metern Länge und 50 Metern Breite vorbereitet (Hinweis: es gibt andere Quellen, die von 100 Metern Länge sprechen). Dann am westlichen Ende dieses Plateaus ein schöner Dolmen mit einer Galerie und am östlichen Ende eine Allee aus stehenden Steinen, von denen einige Pferdeköpfe trugen. In der Mitte der "Galgal" aus trockenen Steinen, das eine nach einem bestimmten Bausystem errichtete Grabkammer bedeckt, die menschliche Knochen und einige Objekte aus der polierten Steinzeit enthält. Zwischen dem „Galgal“ und den Menhiren bedeckt eine Masse aus Kunststein den natürlichen Boden, der beim Aufrichten einen Kohlenhügel und weiter einen Haufen Tierknochen enthüllte. Schließlich versanken all diese Dinge in einem Hügel aus ausgetrocknetem Schlamm, der sich mit großer Mühe auftürmte und eine undurchlässige Masse von fast zehntausend Kubikmetern bildete. Der langgestreckte Grabhügel sollte nicht nur die Krypten schützen, sondern das gesamte Theater mit einer imposanten Trauerszene bedecken. Für uns ist Mané-Lud ein berühmtes Grab und diese Pferdeköpfe, diese Überreste von Opfern, diese menschlichen Skelette sind dazu da, die sterblichen Überreste eines großen Führers zu begleiten."
OK, eine recht beeindruckende Schilderung. Unabhängig davon, dass ein paar Knochen dazu ausreichen, den Ort als Grabstätte zu klassifizieren, haben wir es hier auf jeden Fall mit mehreren Epochen der Nutzung und der Überschwemmung zu tun. Außerdem scheint die ursprüngliche Dolmenfläche weitaus riesiger gewesen zu sein, als wir ihn heute vorfinden.
Jemand anderes schrieb: Die Ausgrabungen in den Jahren 1863 und 1911 ergaben, dass in diesem Hügel ein Steinkreis mit einem Durchmesser von 21 m und einer Höhe von 2,50 m existierte. Jedenfalls eine riesige Anlage, offenbar ein Cairn.
Die Seitenstelen und Deckenplatten dort sind gewaltig.
Schleifspuren an den Rändern der Deckenplatten; Zugspuren der tonnenschweren Auflagen? Siehe Folgeabbildung.
Ich bin die Fläche persönlich abgeschritten, habe aber damals nicht gemessen. Der Wall, unter bzw. zwischen dem sich das Ganze befindet, ist wirklich imposant – insbesondere, da mitten in einem Wohngebiet. So sieht das Ganze seitlich der Straße aus: