Angelo Finelli, Bologna Middleage, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Bologna des 11. oder 12. Jahrhunderts: Was für mich wie ein Originalfoto aussieht, ist ein Modell des mittelalterlichen Bolognas von 1917
Hochhäuser haben offenbar eine weitaus ältere Tradition, als angenommen. Interessiert man sich für den Allgemeinbegriff "Hochhäuser", führt uns sogar "Sheeplepedia" zu den zahlreichen hohen Türmen, die das Bologna des 11. oder 12. Jahrhunderts ausmachten.
Wie lange diese langen Türme des Mittelalters dort bereits die Stadt zierten, ist nicht bekannt. Man rechnet in konservativ "wissen"schaftlichen Kreisen mit bis zu 180 dieser Türme, die vereinzelt fast 100 Meter Höhe erreicht haben sollen.
Hier nachstehend die Nahansicht aus heutiger Zeit: Mal gibt es Zinnen, mal Kuppeln, allerdings eher selten die schiefe Ausführung ohne oberen Abschnitt.
Foto Patrick Clenet, 2tours bologne 082005, CC BY-SA 3.0
In Ermangelung einer genaueren Erklärung für diese Vielzahl tippt man darauf, dass die Nutzung auf Verteidigungszwecke zurückzuführen gewesen sei, obwohl ohnehin schon eine Stadtmauer als Befestigung ringsum bestand. Ich persönlich bin skeptisch ob dieser Theorie, da ich mir nicht erklären kann, was an einer solch hohen Zahl an Türmen sicherer gewesen sein soll. Wenn man sich die raumlosen Treppenaufgänge anschaut (s.u.), die keinerlei Platz für Militär, Material oder Unterbringung bieten, kann ich über diese Vermutung nur herzhaft schmunzeln.
Foto nachstehend:
Szs, Bologna-San Pietro visto dalla Torre degli Asinelli, CC BY-SA 3.0
Bei der heutigen Ansicht dieser Türme gehe ich davon aus, dass die oberen Turmenden mutwillig verändert wurden.
Mit der Stadtmauer verschwand dann angeblich im 13. Jahrhundert blitzartig (sie sollen im Laufe dieses Jahrhunderts geschliffen oder einfach umgefallen sein) auch fast alles an Türmen, was seinerzeit vorhanden war. Gleichzeitig räumt man ein, dass der Bau solcher Türme zwischen drei und zehn Jahren Arbeit abgenötigt haben soll. Höchst ungewöhnlich, wenn man auf diesem Wege einfach nur sein Hab' und Gut' etwas unzugänglicher machen oder die Höhen für sich als Verteidigungsanlagen nutzen wollte.
Interessant wird es, wenn man sich die Konstruktion der Bauten näher ansieht. Die quadratischen Fundamente gehen 5 bis 10 Meter in die Tiefe, was mir angesichts der Höhe wirklich etwas spartanisch vorkommt. Die unteren Blöcke der einzelnen Türme bestanden aus großen Blöcken Selenit. Selenit ist ein durchsichtiges Kristall, das man auch als Marien- bzw. Frauenglas bezeichnet. Den Römern war dieses Material auch unter der Bezeichnung "Spiegelglas" bekannt. Man nutzte es in Deutschland auch als Glasscheibenersatz vor Marienbildern und Reliquienbehältern. Seltsam, dass damals so etwas in der "tragenden" Bautechnik vorkam. Vor allem im Bodenbereich erscheint mir der Einsatz solch eines Baustoffes merkwürdig, wo es doch im Grunde auf nachhaltige Stabilität ankommt. Außerdem gestaltete man die Fassade so, dass die Wände nach oben zunehmend dünner und leichter wurden, was mir aus statischen Erwägungen zunächst sogar einleuchtet. Generell baute man die Innenwand dicker, die Außenwand hingegen dünner. Der Zwischenraum wurde mit Steinen und Mörtel gefüllt – soweit, so gut.
Marienglas (Selenit) in einer Höhle; Foto © Andreas Hannusch, Marienglas in hoehle, CC BY-SA 3.0
Die beiden Türme sind – wie alle anderen auch – mit regelmäßigen Öffnungen in der Außenfassade ausgestattet. Erinnert mich optisch an einen unkonventionellen Strommast, von dem ursprünglich einmal Leitungen ausgegangen sind.
Bildquelle: via Flickr, Link s. Klick auf das Bild; © ramonbaile; Titel: Italia (Italy): Las Dos Torres, Due Tom. Bolonia (Bologne)
Was mich allerdings staunen lässt, ist folgendes Zitat (Wikipedia): "Normalerweise wurden einige Löcher in der Außenwand sowie größere Vertiefungen im Selenit belassen, um Gerüste zu tragen und spätere Verkleidungen und Konstruktionen zuzulassen – im Allgemeinen auf Holzbasis." Diese schwammige Aussage verleitet mich zu der persönlichen Annahme, dass durchgehende Hohlräume zwischen dem Selenit-Sockel und der Spitze der Türme bestanden, die nicht nur gezielt zur Befestigung von Dekorationen vorbereitet wurden. Wenn man sich die unzähligen Lochleisten der einzelnen Türme anschaut, scheint die regelmäßige Perforation in jedem Falle technischen Vorrichtungen gedient zu haben.
So sieht es derzeit innen im Asinelli-Turm aus: Viel zu klein für Schießscharten
Bildquelle: via Flickr, © Revol Web, Link s. Klick auf das Bild
Titel: Dalla Torre degli Asinelli - Bologna - Italy
So sieht es derzeit innen im Asinelli-Turm aus: Seltsame Verrohrungen, deren Funktion und Alter mir nicht bekannt ist.
Bildquelle: via Flickr, © Revol Web, Link s. Klick auf das Bild
Titel: Dalla Torre degli Asinelli - Bologna - Italy
So sieht das Treppenhaus des Asinelli-Turms aus. Ich behaupte, dass die Theorie der der Verwendung der Türme zu Verteidigungszwecken mehr als zweifelhaft ist. Offenbar will man uns hier im Dunklen tappen lassen und ist dabei nicht einmal besonders kreativ.
Bildquelle: Tango7174 from Wikimedia Commons; Tango7174, Emilia Bologna4 tango7174, CC BY-SA 4.0
Blick von oben auf einen etwas kleineren Turm
Bildquelle: via Flickr, © Revol Web, Link s. Klick auf das Bild
Titel: Dalla Torre degli Asinelli - Bologna - Italy
Geht man von der Idee aus, dass die technische Entwicklung damals doch viel weiter war, als man uns heute weis machen möchte, käme mir auch in den Sinn, dass wir es hier mit Energieleitern zu tun haben, die damals in den hohen Türmen oder darum herum unter- bzw. angebracht wurden. Heutzutage setzt man auch Siliziumkristalle als Halbleiter ein – möglicherweise war man damals in der Lage, sich einer freien Energiequelle zu bedienen. Dabei handelt es sich zugegebenermaßen auch nur um Spekulation, doch was hat eine solche Vielzahl an Türmen mit Löchern in einem Stadtgebiet verloren, wo man sich aus paranoiden Gründen lediglich in Treppenhäusern aufgehalten haben soll?
Bitte teilt mir Eure Ideen und Anregungen mit – besonders dann, wenn Ihr mit weiteren Indizien für eine plausible Theorie aufwarten könnt.