Philip Male, Carn Brea Castle - Cornwall, England - 10 March 2010, CC BY 2.0
Die Wissenschaft verwendet einen mir bislang unbekannten Begriff für Besonderheiten, die sich nicht erklären lassen (oder die sie nicht erklären will): "Folly" – (wörtlich übersetzt: Narretei/Spleen/Verrücktheit). Darum schreibt Wikipedia auch über Carn Brea Castle, die Burg sei eine "kleine, steinerne Folly". Der Begriff "Folly" wird auch häufig mit extravaganten Landschaftsgärten in England in Zusammenhang gebracht.
Im südwestlichen Cornwall (England) wurde unweit einer Hügelspitze im Jahre 1379 eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Michael erbaut und geweiht. Eine Familie Basset hat das Bauwerk anschließend im 18. Jahrhundert zu einem Jagdschlösschen umfunktioniert.
Werudolf, Carn Brea Castle gesamt, CC BY-SA 3.0
Werudolf, Carn Brea Castle Detail, CC BY-SA 3.0
Stützenansicht im Detail – reiner Zufall?
Das, was die Wissenschaft als "Folly" bezeichnet, ist der Umstand, dass angeblich unbearbeitete Felsen einen wichtigen Teil des Fundamentes bildeten. Ein optisches Verschmelzen mit der Landschaft war sicherlich aus der Perspektive der Bauherren ein wichtiger – wenngleich vielleicht nicht der einzige – Aspekt für das damalige Vorhaben. Man sollte aber sehr genau hinsehen und sich nicht leichtfertig dem Gedanken anschließen, dass die glatten und wohlgeformten Felsen, die sich statisch so perfekt einfügen, ursprünglich nur eine Laune der Natur waren und man hier nur aus praktischen Gesichtspunkten einfach "andocken" wollte. Vielleicht war diese perfekte Ausgangssituation schon Gegenstand weit zurückliegender Untersuchungen, bevor die Kapelle gebaut wurde. Wussten die Bauherren über diese Ausgangssituation seinerzeit mehr, als man heute einräumt?
Abbildung: Rocks on Carn Brea; cc-by-sa/2.0 - © Philip Halling - Referenzlink >> geograph.org.uk/p/3806061
Das Denkmal im Hintergrund von Carn Brea erinnert an Francis Lord de Dunstanville und Basset und wurde 1836 errichtet. Im Vordergrund fladenförmige Felsstrukturen, die aussehen, als wären sie sorgfältig übereinandergestapelt worden. Das Granitmonument ist immerhin 30 Meter hoch und genau auf dem Gipfel von Carn Brea – genau genommen auf der Spitze der neolithischen Hügelfestung oder eines potentiellen ehemaligen Kraftortes.
Noch weiter vorne lehnt ein bearbeitetes Felsstück.
Abbildung: Rocks on Carn Brea; cc-by-sa/2.0 - © Philip Halling - Referenzlink >> geograph.org.uk/p/3806073
Carn Brea near Redruth - The Basset Memorial; cc-by-sa/2.0 - © Colin Park - Referenzlink >> geograph.org.uk/p/5247175
Der Bergabschnitt hat auch einiges an Mythen zu bieten: Die Geschichten reichen mindestens 6.000 Jahre zurück. So sollen dort gelegentlich die Geister von 6.000 Jahre alten Kriegern gesichtet worden sein. Zudem soll ein Tunnel vorhanden sein, der die Burg mit der in der Nähe liegenden Kirche St. Uniy (Dorf Carn Brea) verbindet. Archäologische Funde belegen jedenfalls, dass bereits 3.900 v. Christus eine Besiedelung der Gegend stattfand.
Dann wäre da noch der alte Steinkreis im Hangbereich, der als Verteidigungsposition interpretiert wird. An spirituelle Möglichkeiten der Nutzung will dabei offenbar niemand denken.
Das gleichnamige Dorf verfügt über ein unterirdisches Tunnelsystem, das in den 1980er Jahren verfüllt wurde. Die offizielle Version der Verfüllung lässt sich heutzutage immer wieder mit vorgeschobenen Sicherheitsabsichten verbinden. Diese Argumentation wird oft zur Erklärung altertümlicher, rätselhafter Tunnelsysteme herangezogen. Offenbar ist Verfüllung sicherer als die Investition in moderne Sicherheitstechniken, um solche Orte zu erhalten. In diesem Fall lässt der Gemeinderat jedenfalls grüßen …
Dieser hat dann bei der Gelegenheit auch gleich ganze Arbeit geleistet und eine sogenannte "Schmugglerhöhle" in der Nähe mit Steinen blockiert, um den Eintritt von Kindern zu verhindern. Seltsam, offenbar hat es vor 1980 noch keine Kinder gegeben, die hier gefährdet waren … Nicht auszuschließen, dass es sich hier um den Eingang zu einer verlassenen Mine handelt bzw. einem weiteren wichtigen Teil des Tunnelsystems.
Ein Riese namens John Gaunt hat sich in der Gegend wohl einst mit einem anderen ortsansässigen Riesen namens Bolster angelegt. So jedenfalls behauptet es der Volksmund … Da sie sich angeblich mit großen Felsen bewarfen, wäre es folglich zur skurrilen Felsformation wie auch zu den umliegenden verstreuten Felsen gekommen. In der Geschichte kommt wieder einmal eine heilige Lady (St. Agnes) vor, die zwischen den Riesen als Zankapfel fungierte und so zum Untergang des einen geführt haben soll. Möglicherweise spricht die Symbolik der Geschichte eine andere Sprache.
Die große Frage lautet im Grunde (wie so häufig): Wie lange reichen diese Felsformationen zeitlich zurück und zu welchem Teil sind sie natürlichen Ursprungs (falls überhaupt). Dass Bearbeitungen stattgefunden haben, lässt sich anhand eindeutig behauener Steine zweifelsfrei belegen. Welchen finalen Umfang das Ganze hat, wäre es wert, gründlich untersucht zu werden. Und – last but not least – hat die Kirche diesen Ort deshalb für sich vereinnahmt, weil hier energetisch etwas "zu holen" war?
Das Carn Brea dient heute nur noch als Restaurant – Abb. Carn Brea Castle; cc-by-sa/2.0 - © Philip Halling - Referenzlink >> geograph.org.uk/p/3806161