Ja, das Wetter an dem Tag (vor wenigen Wochen) war nicht berauschend, hielt uns aber nicht davon ab, dieses Unikat zu besuchen. Es liegt bei Waldshut, am untersten Ende von Deutschland und nahe der Schweizer Grenze.
Der sogenannte "Lange Stein" wird den Menhiren zugeordnet und soll wohl der südlichste in Baden-Württemberg sein. Es gibt ohnehin nur wenige "Offizielle". Tatsächlich kann man im Schwarzwald offenen Auges auch zahlreiche Menhire finden, die nicht als solche spezifiziert wäre.
Er liegt wirklich in der Nähe der Wutach, der zu dieser Jahreszeit fast schon ein reißender Strom war. Der Menhir steht im Überschwemmungsgebiet des Flusses, man konnte das Gelände aber noch betreten. Bis vor kurzem markierte er noch den Rand eines Fußballplatzes, man hatte jedoch irgendwann mal ein Einsehen und der Fußballplatz wurde verlegt.
Man behauptet, er wäre nur aus 50 Metern Entfernung aus dem Flußbett "gehoben" und dort irgendwann einmal aufgestellt worden.
Er ist fast 6 Meter hoch und entsprechend imposant ist auch sein unregelmäßiger Umfang (7,5 Meter an der voluminösesten Stelle). Die Wissenschaft spricht von einem rechteckigen "Sockel", was ich so erstmal nicht nachvollziehen konnte.
Die ursprüngliche Gestalt des Menhiren war sicherlich markanter. Zahlreiche Narben zeugen von der Funktion als Schilderwald und Kletterfelsen.
Die Struktur des Steins erinnert mich an zahlreiche Menhir-"Begegnungen" aus Nordfrankreich. Dieses Konglomerat findet sich dort auch in Meeresnähe. Menhire haben dort manchmal auch eine figürliche Gestalt.
Mich wundert, dass man den markanten Menhir im Zuge der Christianisierung noch nicht völlig beseitigt hatte. Offenbar war er den christlichen Neuzeitbarbaren wohl etwas zu sperrig.
Das Material bezeichnet der Geologe als sogenanntes Konglomerat, häufig auch "Puddingstein" genannt. Der Kies ist in einer groben betonartigen Masse verwoben. Eine Mischung aus Kies und Geröll, die durch ein ominöses Bindemittel zusammengehalten wurde. Im Fachjargon der Geologen spricht man auch von Nagelfluh. Auch mich erinnert das Material an gröbsten Beton, so dass ich hier usprünglich von einer eher künstlichen Fertigung ausgehe. Ist aber nur meine persönliche Meinung.
Je nachdem, von welcher Seite man ihn anschaut, offenbart er eine andere Gestalt. Vielleicht ist es ein Wirkspiel der eigenen Phantasie, doch erscheint er mir aus angemessener Entfernung als sitzender Vogel - eine Eule vielleicht, die überhaupt nicht dem klassischen Menhir in seiner Form ähnelt. Oder war es Absicht, die üblicherweise eher ausgewogen gradlinige Struktur eines Menhirs zu variieren/durchbrechen (immer vorausgesetzt, dass die Menhirsetzung in der uns "bekannten" Form wirklich auch Absicht war). Aber auch solche Fälle finden wir häufiger, als angenommen.
Aus der Ferne (s.u., leider etwas verwackelt) kann man der Figur vielleicht schon eher ein Flugwesen unterstellen.
Die "Figur" oder der Menhir hat ja über die vermutlich Jahrtausende hinweg erosiv mächtig gelitten. Die Alemannen nutzten den Menhir später als Versammlungs- und Gerichtsort und bezeichneten ihn als "Ding" oder "Dingstätte".