Nahe der Ortschaft Bricquebec in der Normandie existiert eine kleine Gemeinde mit rund 600 Einwohnern, die sich Rocheville nennt – übersetzt „Felsstadt“. Sie ist stolz auf ihr kleines „Ganggrab“ in einem nahe gelegenen Wald, der sich „Bois de la Grosse Roche“.
Wie bereits mehrfach erwähnt, werden „Ganggräber“ auf Französisch als „Allées couvertes“ bezeichnet. Auch bei diesem Exemplar hier gibt es keinerlei Hinweis auf ein Grab, da man in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts dort lediglich eine Axt aus Feuerstein gefunden hat. Sie ist im Museum von Cherbourg zu besichtigen.
Wikipedia lässt uns wissen, dass die Anlage aus etwa 35 Steinen besteht, von denen 5 Deckenplatten sind. Damit ist sie ein klein wenig länger als die Anlage von Bretteville en Saire, aber nicht so monumental, wie ich vor Ort gesehen habe.
Dieser Wald, in dem sich die Allée couverte de la petite Roche (so der Name, man nennt diese Anlage mitunter auch Pierre aux Druides) befindet, weist allerdings noch weitere Anomalien auf, für die niemand – so scheint es – großartig ein weiteres Wort verschwendet. Ein kleiner Hinweis, der eher belanglos klingt, ist der, dass sich „beinahe alle Steine nicht mehr in situ“ (also: vor Ort) befinden. Das klingt ein wenig seltsam, wenn man sich die Allée anschaut, da bis auf die üblichen fehlenden Deckenplatten ja noch einiges an Seitenplatten vorhanden zu sein scheint und die Anlage ja auch einen Abschluss hat.
Die Ausrichtung der Allée couverte verläuft von Osten nach Westen und man entnimmt einer Zeichnung, dass es ursprünglich insgesamt 9 „Tische“ mit der notwendigen Anzahl Stützen gab. Andere Steine seien im umliegenden Bereich verstreut. So auch etwaige „Tischplatten“.
Wenn man sich danach umsieht und die nähere Umgebung erkundet, könnte man glatt meinen, dass es sich bei diesem "Ganggrab" um eine Ablenkung handelt, denn weiter den Hügel hinauf findet man einen weiteren Gesteinskomplex.
Weg zur Anhöhe der "petites roches"
Solitärfelsen, die Anschluss-Öffnungen freigeben
Man befindet sich in Nullkommanix vor einer Felsanlage, die wissenschaftlich nicht klassifiziert ist. Das heisst, man schwankt zwischen natürlichem Felschaos und einer Anlage künstlichen Ursprungs. Man nennt sie „Les petites Roches“, was schon vermuten lässt, dass hinter den imposanten Felsen inmitten des Wäldchens womöglich noch etwas Größeres auf einen wartet. Doch zunächst zu den „kleinen Felsen“, die auch Steine der Druiden genannt werden. Die plötzliche Felsanhäufung ist etwa 20 Meter lang und verläuft in Ost-Westlicher Richtung. Man gibt sich von wissenschaftlicher Seite nicht die Blöße, sich endgültig über die Entstehung hin festzulegen.
"Zugespitzte" Felsen in Kegelform
Felstortenstück – vermutlich nicht natürlichen Ursprungs
Für die plötzliche Gegenwart dieser Felsbrocken hat die Geologie keine Erklärung
Es gibt dort zahlreiche Anzeichen menschlicher Bearbeitungsspuren.
Es gibt seitlich der Anhöhe künstliche Wälle und Senken. Möglicherweise ist auch der Boden vor langer Zeit eingebrochen. Eine Bodenanalyse wäre hier sicherlich von großem Aufschluss. Möglicherweise hat der Hang ja ein "Innenleben". Einige Überlieferungen sprechen hier eine deutliche Sprache.
Es muss sich wohl um eine regelrechte Felsexplosion (aus dem Nichts?) gehandelt haben, wenn man hier von einer natürlichen Entstehung ausgehen möchte. Es gilt zu bedenken, dass es sich hier praktisch um einen Zwischenhügel auf einem ansteigenden Berg handelt, der „plötzlich“ riesige Felsen aufweist, die übereinandergestapelt – denkt man sich die umliegenden Bäume einmal weg – auch genausogut um einen Befestigungsposten hätte handeln könnte, um sich zu verschanzen. Wenn man sich das Ganze näher anschaut, erinnert einen das Felszenario eher an vorbereitete oder zumindest bearbeitete Blöcke, die einer Sprengung oder einem tektonischen Ereignis zum Opfer gefallen sind. Wie durch Zufall gekippte Deckenplatten, schmale Gänge mit geraden Wänden und seltsam sich nach oben hin kegelförmig zuspitzende Felsen vermitteln den Eindruck, als hätte hier in grauer Vorzeit doch jemand Hand angelegt. Manche Felsen stehen mit vergleichsweise geringer Grundfläche aufrecht, so dass man an die Zufallstheorie nur schwer glauben möchte. Manche Bearbeitungsspuren sind jedenfalls kaum von der Hand zu weisen. Schwer zu sagen, ob jemand dort zu einem späteren Zeitpunkt Hand angelegt hat oder zum Zeitpunkt der Entstehung. Gehauene Stütznischen und Einkerbungen gibt es dort jedenfalls.
Umrundet man diesen Zwischenposten und geht weiter den Hauptberg hinauf, steht man in 100 Metern vor dem sogenannten „Grosse Roche“ (Breiter Felsen). Hier spätestens tut sich die Wissenschaft deutlich schwerer, das Wort „natürlich“ zu verwenden. Die Felsanlage dort ragt wie eine uralte Festung mit senkrechten Mauern zwischen Buchen empor. Man spricht hier von einem „natürlichen“ Oppidium, das mit Steinen besetzt ist. In der Tat ist es schwer, hier nicht von einer Art Stadtmauer mit Überhängen, Gipfel, Wachtürmen und einer Gipfelplattform zu sprechen. Hinzu kommen kleine „Geheim“gänge, die sich zwischen den Blöcken öffnen. Man benötigt auch hier ein waches Auge, um die Spuren menschlicher Besetzung bzw. Bearbeitung zu entdecken.
Doch wird man fündig, wenn man auf der Suche nach Symmetrie ist. An manchen Stellen schwankt man zwischen Frostsprengung und Stapelanordnung. An anderen Stellen steht es für mich außer Frage, dass wir es hier um technisch-menschliche Strukturen handelt. Dort, wo man den Eindruck gewinnt, dass Blöcke gezielt übereinander gestapelt wurden und sich nicht erst später durch Risse voneinander getrennt haben. Es gibt Abschnitte – insbesondere im Bereich des mindestens 5-6 Meter hohen Plateaus, das ohnehin für eine zufällige Entstehung einheitlich flach anmutet – wo flach über Kreuz liegende übereinander gestapelte Riesenfelsen Vorsprünge bilden. In diesen Fällen ist es schwer vorstellbar, dass sie vorher einen einheitlichen Felsen gebildet hatten.
Der Aufgang zu, "Grosse Roche" scheint von Befestigungswällen umgeben zu sein, regelrechten Mauerabschnitten
Gradlinige Felspalten, würfelförmige Einzelfelsen im Abschnitt des Grosse Roche
Pierre Lefillastre hat mündliche Überlieferungen des 19. Jahrhunderts gesammelt und sie im Annuaire de la Manche von 1833 gesammelt. „Wir haben hier, in der Nähe des Dorfes Bricquebec, einen Berg namens Brémont. An diesem Ort existierte eine gleichnamige Stadt (ich konnte keine Spur von dieser imaginären Stadt finden). Einige Leute behaupten, dass der Berg Höhlen enthält, in denen reiche Schätze von einer Sau aufbewahrt werden, die Flammen spuckt. Ein Italiener, so heißt es, wollte dieses Heiligtum mit Gewalt an sich reißen; war aber gezwungen, vor den Augen der Monster, die ihn angegriffen hatten, davonzulaufen.“ Auch Amélie Bosquet hat das 1845 aufgegriffen. Selbstverständlich konnte bis heute nicht ermittelt werden, wo sich dieser Berg Brémont in der Gegend befindet, aber ein guter Vorschlag wäre diese Stelle der „Grosses et Petites Roches“.
1979 bringt René Letenneur die Geschichte mit einem riesigen Monolithen in Zusammenhang (Quelle: Magie, Sorcellerie et Fantastique en Normandie, Ocep 1978). Was auf der Grundlage einer Basislegende so zusammengesponnen wurde, sei dahin gestellt. Allerdings würde es sich bestimmt lohnen, Hohlraumdetektoren in dieser Parzelle zum Einsatz zu bringen. Vielleicht findet man ja dort Höhlen.
Was Didier Audinot, ein mittlerweile verstorbener Alternativforscher, zu diesem Thema sagt:
"Rund um Bricquebec, diesmal im Departement Manche, haben die unterirdischen Schutzhütten einen neueren Ursprung, stellen aber eine Realität dar. Sie sollen von den Bewohnern des ursprünglichen Dorfes zur Zeit der ersten Wikingerangriffe in der Normandie gestaltet worden sein und wurden während des Hundertjährigen Krieges und zur Zeit der Religionskriege wieder verwendet. Sie sind zum größten Teil um den Hügel, der als „Grosses Rochers" bekannt ist, zentriert. Alle sind dorthin gegangen, um kleine Schätze zu suchen, die dort von den Flüchtlingen versteckt wurden" aus seinem Buch: Chasses aux Trésors en Normandie, Editions Charles Corlet.
Gibt es also noch unterirdische Gänge rund um Rocheville? Enthalten sie wirklich Schätze, die dort während des Hundertjährigen Krieges versteckt wurden? Ich persönlich glaube an die Existenz einer noch viel älteren megalithischen Architektur, die ursprünglich zu anderen Zwecken verwendet wurde, kann es aber selbstverständlich nicht beweisen.